Schritt 4: Maja’s vierter Schatz: Was wäre, wenn …?

Lieber Schatz“finder“,
liegen die ersten drei Schritte zum vierten Schatz hinter Dir?
Hast Du Antworten auf die Fragen gefunden und vielleicht etwas Neues ausprobiert? Dann bist Du bereit für meinen vierten Schatz.

„Was wäre, wenn …?“
Um meine Erlebnisse der Nacht und meinen Sieg über Schatten aufzuschreiben, ging ich mit meinem Tagebuch unter dem Arm und meinem Stiftemäppchen in der Hand im Garten auf Erkundungstour, um einen schönen Platz zum Schreiben zu finden. Schließlich entdeckte ich in dem verwunschenen Zaubergarten eine achteckige, braune Holzterrasse, die wie eine Insel in einen Teich ragte. Auf der Terrasse stand ein weißes, achteckiges Teehaus aus Holz mit einem Dach aus lila schimmernden Schindeln. Am Ufer wuchs eine riesige, knorrige Weide, deren Zweige erhaben und kraftvoll in alle Himmelsrichtungen ragten. Einige ihrer langen Zweige reichten bis ins Wasser.
Ich war fasziniert und balancierte hüpfend zu diesem „zauberhaften“ Ort über die sich schlängelnden runden Steinblöcke, die wie kleine Inseln durch den Teich führten.

Es war so friedlich und ruhig, dass die Stille fast zu hören war. Ich setzte mich an den Rand der Holzterrasse, ließ meine Füße ins Wasser baumeln und bewegt sie so, dass es zwar leise plätschert, aber die Idylle nicht gestört wird.
Zunächst schaute ich interessiert einer Libelle zu, die wie ein kleiner Hubschrauber um den Teich herumflog und dachte: „Wie schön es wäre, so fliegen zu können …!“ Das Surren der Libelle wurde lauter und lauter, kam näher und näher. Als die Libelle direkt auf mich zuflog, sprang ich entsetzt ins Innere des Teehauses zurück.

Mit klopfendem Herzen und tropfenden Füßen stand ich wie versteinert im Teehaus und schaute mich aus gefühlt sicherem Abstand um. Schließlich entdeckte ich, wie die Libelle, die mich in Schrecken versetzt hatte, nun in der Sonne auf dem Seerosenblatt, das der Stelle, an der ich gerade noch gesessen hatte, am nächsten war. Regungslos starrte ich das Insekt angewidert an und hatte das Gefühl, sie wolle mir meinen Platz streitig machen …! Die Libelle erschien mir riesig und ich befürchtete insgeheim, sie könnte losfliegen, um auf mir zu landen. Bei dem Gedanken wurde mir fast schlecht. Also blieb ich weiter starr im Teehaus stehen.

Mein Blick wanderte zu meinem Tagebuch, das ganz dicht neben der Libelle auf der Terrasse lag. Ich dachte, wenn ich mich nur trauen würde, es zu holen, dann könnte ich damit weglaufen! Dieser Gedanke ließ mich innehalten und ich fragte mich:
Möchte ich wirklich mit meinem Tagebuch und meinen Stiften wegrennen, um mir dann einen neuen Platz zu suchen?
„Nein, gewiss nicht“.
Dann war es so, als riefe mir mein Tagebuch zu:
„Maja, wie kannst du anders über die Libelle denken?“

Nach kurzer Überlegung kamen mir folgende Gedanken:
„Ich kann nichts daran ändern, dass die Libelle auf dem Seerosenblatt sitzt, denn ich traue mich nicht, sie zu verscheuchen. Minka schläft lieber und die Libelle macht keine Anstalten, wegzufliegen. Aber, ich kann meine Gedanken über die Libelle ändern!“
Mein Körper beruhigte sich und löste sich langsam aus der Versteinerung.
Ich stellte mir eine weitere Frage: „Wovor habe ich eigentlich Angst?“

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen dachte ich an die tanzenden Schatten der Nacht und meinen Sie und mit ihm kam ganz sachte, fast unmerklich das Siegergefühl zurück.
Ich fragte mich: „Möchte mich die Libelle von meinem Platz auf der Terrasse vertreiben?“
Die Antwort kam mir fast lächerlich vor: „Bestimmt nicht!“

Ich empfand nun Stärke und war weder dazu bereit, mich von diesem schönen Ort vertreiben noch mir mein Siegergefühl der letzten Nacht durch das, was ich über die Libelle dachte, stehlen zu lassen.
Dennoch fand ich dieses große Krabbeltier mit Flügeln eklig. Noch immer flößte mir diese große Libelle gehörigen Respekt und Unbehagen ein und ließ mich Abstand halten.

Dann fiel mir ein Spiel ein – ein Gedankenspiel. Ich überlegte:

„Was wäre, wenn ich eine Libelle wär’? Was würde ich tun?“

Dieses Gedankenspiel, die rasanten Flugmanövern, die ich als Libelle Maja erlebte, erschloss mir neue Perspektiven, die mir den Mut und die Stärke verliehen meinen Platz auf der Holzterrasse wieder einzunehmen, obwohl die Libelle weiterhin auf dem gezackten Seerosenblatt saß! …

Schließlich begann ich zu schreiben. Schrieb und schrieb und stellte erst, als ich aufgehört hatte zu schreiben, mit Erstaunen fest, dass die Libelle weg war. Ich war so vertieft ins Schreiben, dass ich es gar nicht merkte. Seltsam

Die Wunderfrage, was wäre, wenn … wurde zu meinem vierten Schatz.

Was wäre, wenn … wurde durch diese Erfahrung zu meinem ständigen Begleiter. Diese Fragestellungen lässt mich herumspinnen, dass sich die Balken biegen. Da gibt es keine Denkverbote, keine Beschränkungen, führt mich zu neuen Ideen, Perspektiven. Du kannst Dir erlauben, zu denken, was Du willst, loszulassen … ganz für Dich allein oder auch mit jemandem zusammen. Gemeinsam „herzuspinnen“ macht auch Spaß, befreit. Wenn Du magst, probiere beides einfach aus! Wer weiß vielleicht wird mein vierter Schatz auch zu Deinem!?

Herzliche Grüße von Maja,
dem Mädchen mit den Zauberhänden.