Lieber Schatz“finder“,
liegen die ersten drei Schritte zum fünften Schatz hinter Dir?
Hast Du Antworten auf die Fragen gefunden und vielleicht etwas Neues ausprobiert? Dann bist Du bereit für meinen fünften Schatz.

Wenn Du magst schau noch einmal in mein Buch, „Das Mädchen mit den Zauberhänden“ S. 46 bis 53, dann erfährst Du noch mehr.

Da saß ich nun auf dem Schoß meiner Mutter, kuschelte mich an und war – zumindest ein wenig – bereit dazu etwas über die „Dunkle Gestalt ohne Gesicht“, den Umzug, unser neues Zuhause zu erfahren.

Wie immer machte es Ma mir leicht die ersten Schritte zu gehen. In ihren Armen fühlte ich mich verstanden, getröstet. Zugleich empfand ich ihre Stärke, Klarheit und ihre innere Haltung, die liebevoll zu mir sprach, ohne zu sprechen: „Maja, wir ziehen um und wenn Du dazu bereit bist, unterstütze ich Dich darin mit dieser Veränderung, die Du nicht möchtest, umzugehen und Neues zu entdecken …“.

Dann erzählte mir Ma eine Geschichte aus ihrem Leben: „Maja, ich bin schon einige Male umgezogen, beziehungsweise „musste“ umziehen. Dennoch fiel es mir im Gegensatz zu anderen Menschen immer leicht. Ich habe mich immer gefragt warum, bis mir bewusst wurde, dass ich ‚mein Zuhause immer mitnehme‘. Du fragst dich sicher, wie das gehen soll, weil ich doch in eine andere Stadt oder Wohnung gezogen bin. Aber was ich mit ‚mein Zuhause mitnehmen‘ meine ist, dass ich zumindest in Gedanken immer all das mitgenommen habe, was zuhause für mich bedeutet. Das, was blieb, durfte in meine Galerie der Erinnerungen, wie ein schönes Foto. … Und jetzt kannst auch du lernen, dein Zuhause in unser neues Haus mitzunehmen.“

Zwar schaute ich meine Ma unverständig an, als diese fortfuhr und mich ermutigte, mich mit dem Umzug anzufreunden und die neuen Facetten und Möglichkeiten kennenzulernen, der „dunklen Gestalt“ ein Gesicht zu geben …

Dieser kalte, graue Nachmittag wurde langsam zu einem Mama-Tochter-Nachmittag, den ich sehr liebe. Wir tranken eine heiße Schokolade und knabberten an unseren selbst gebackenen Florentinern, die für mich wie kleine Trostpflästerchen wirkten. Das eine oder andere Lächeln huschte mir über das Gesicht, obwohl ich noch immer großen Widerstand und ein wenig Trotz verspürte. Als Ma spürte, dass ich für den nächsten Schritt bereit war, sagte sie:
„Traurige, wütende, furchtvolle Gedanken und Trotz sind wie Räuber, die das Glück stehlen. Maja, du kannst diesen Räubern die Tür zu deinen Gedanken verschließen.“
„Und wie?“, fragte ich kaum hörbar.
„Lass uns zunächst Schätze sammeln, die du in unser neues Zuhause mitnehmen kannst, die in keinen Koffer passen“, entgegnete Ma lächelnd.

Meine Ma sprach mal wieder in Rätseln, die meine Neugier weckte und so holte ich im Vertrauen auf ihre Ideen mein leeres rotes Buch, das sie mir geschenkt hatte, meine Stifte und mein Lieblingsfoto auf dem ich mit meinem Opa vor einem rot-weiß gestreiften Leuchtturm zu sehen war. Das Foto erinnerte mich, wie sehr mich der Blick auf die Schiffe beeindruckte: Als ich neben den Schiffen im Hafen stand, waren sie so groß und hoch wie ein Häuserblock, der auf dem Wasser fährt. Nachdem ich die vielen, vielen Stufen zusammen mit meinem Opa den rot-weiß-gestreiften Leuchtturm emporgeklettert war – glaubt mir, es war sehr mühsam – wurde ich belohnt. Nun hatte ich den Eindruck, als könnte ich großen Schiffe mühelos in eine Streichholzschachtel stecken. … Natürlich konnte ich es nicht wirklich, denn sie waren ja nicht geschrumpft. Es war aber ein großartiges Gefühl.
Ma und ich schauten uns gemeinsam das Foto an, freuten uns und sie sagte:
„Weil du dazu bereit warst, die Stufen hochzuklettern, konntest du die Schiffe und all die anderen Dinge mit anderen Augen sehen als von unten. Die Schiffe haben sich nicht verändert; aber deine Sicht auf die Schiffe hat sich verändert. Mit dem Umzug kannst du das, was du damit verbindest, auch mit anderen Augen sehen lernen. Dein mühevolles Hochklettern der Stufen besteht darin, darüber nachzudenken, was dir nach dem Umzug bleibt und worauf du dich in deinem neuen Zuhause freuen kannst. Wenn du oben auf deinem Leuchtturm bist und runterschaust, wird dir die ‚dunkle Gestalt ohne Gesicht‘ ganz klein vorkommen und dir keine Furcht mehr einflößen.“
Ma half mir dabei, in der dunklen Gestalt ohne Gesicht mehr und mehr, ein wenn zunächst auch nur sehr verschwommenes Gesicht zu geben (S. 50-52), aber es hellte sich auf.

Mein fünfter Schatz ist in dem verborgen, was mir meine Ma auf den Weg gab. Sie sagte:

„In den nächsten Wochen werden Piraten – die Gedanken, die dich traurig, unruhig, wütend machen – immer wieder versuchen, auf deine „Familieninsel“ zu gelangen. Sie werden versuchen, diese einzunehmen um dich unglücklich zu machen oder um dir einen Schrecken einzujagen. Sie wollen dafür sorgen, dass du dich schlecht fühlst, wenn du an den Umzug denkst.“
„Wenn du aber ein guter ‚Leuchtturmwächter‘ bist, wirst du vom Leuchtturm deiner Familieninsel aus schon von weitem sehen, wenn sich ein ‚Pirat‘ nähert. All die Gedanken, die dir gut tun sind wie die Wasserschutzpolizei, die mit ihren Booten die Piraten jagt und sie immer wieder abwehrt, anstatt sie auf deiner Familieninsel anlanden zu lassen! Nach und nach werden immer weniger Piraten versuchen, deine Insel zu erreichen, und weil sie immer wieder in die Flucht geschlagen werden, werden sie bald nicht mehr versuchen Anker zu werfen, oder sogar auf die Familieninsel zu gelangen. Dann werden sie dich nicht mehr stören. Auf deiner Familieninsel wird Frieden herrschen und dein Glück und deine Fröhlichkeit werden bei dir bleiben.“

Mein fünfter Schatz liegt darin, dass ich nach und nach lernte:

• ein Leuchtturmwächter zu sein,
• „Piraten“ immer besser zu erkennen, sie zu stoppen und in die Flucht zu schlagen

Vielleicht gibt es Situationen, mit denen Du haderst …?!
Wenn Du magst, probiere meinen Schatz auf eine Weise, die zu Dir passt einfach aus! Es können auch ganz kleine Dinge des täglichen Lebens sein … Wer weiß vielleicht wird mein fünfter Schatz auch zu Deinem!?

Viel Freude beim erforschen, ausprobieren, entdecken …

Herzliche Grüße von Maja,
dem Mädchen mit den Zauberhänden.