Lieber Schatz“finder“,
liegen die ersten drei Schritte zum dritten Schatz hinter Dir?
Hast Du Antworten auf die Fragen gefunden?
Dann bist Du bereit für meinen dritten Schatz.

„Mach das Licht an!“

Dieser kurze Satz wurde zu einem ganz besonderen Schatz für mich, der mich seit dem Sieg über die dunklen Schatten der Nacht begleitet. Worin liegt der besondere Wert für mich?
Die Situation:
Der Vollmond schien in mein Zimmer. Seltsame Schatten bewegten sich an den Wänden. Eine Wolke schob sich vor den Mond und zog dann weiter. Immer wieder sah ich furchterregende Schatten an den Wänden tanzen, es schien so als würden sie leben. Sie waren überall auch an der hohen Decke!
Ich schloss die Augen und lauschte in die Nacht. Zwischen dem leise plätschernden Bach, den zirpenden Grillen vernahm ich das Schlagen einer Kirchturmglocke, die vermeintlich zur Geisterstunde schlug und der Ruf einer Eule, die mein Gruseln fast unerträglich machte.
Mich unter der Decke zu verstecken war keine Lösung. Es war dunkel und stickig. Ich deckte mich wieder auf und spürte, wie die Angst in mir, wie ein Gespenst, immer weiter hochstieg, mir die Kehle zuschnürte und fast den Atem raubte. Voller Angst, fast in Panik und der Verzweiflung nahe fragte ich mich: Was soll ich nur tun? … So sehr wollte ich das Versprechen, das ich Ma gegeben hatte einhalten, aber wie?
Ich setze mich in meinem Bett auf und versuchte mich zu beruhigen, während die bedrohlichen Schatten weiter durch mein Zimmer jagten.
Plötzlich kam mir dieser eine Gedanke, der fast wie ein Befehl klang:
„Mach das Licht an!“
Wie heute erinnere ich mich an diesen Moment. Ohne darüber nachzudenken, sprang ich sofort auf und schaltet das Licht an. Dieser „Befehl“ ließ der Furcht, keinen Raum. In diesem Moment gab es kein Gruseln, das mich an der Ausführung hindern konnte.
Ich machte das Licht an und was geschah?
Schlagartig erhellte das grelle Licht der nackten Glühbirne mein Zimmer. Das Licht blendete, ich blinzelte, sah meine Möbel, die Umzugskisten, das Bett … aber keine Schatten! Im ganzen Zimmer war nichts Furchteinflößendes mehr finden. Die Schatten der Nacht hatten sich zu meinem Erstaunen in Nichts aufgelöst. Langsam beunruhigte ich mich, atmete tief durch und ließ erleichtert meinen Blick noch einmal im Zimmer umherschweifen.
Dann machte das Licht wieder aus. Prompt kehrten die unheimlichen, tanzenden Schatten wieder zurück. Doch das Licht hatte meine Sichtweise verändert. Die Schatten der Nacht waren da, jedoch flößten sie mir keine Furcht mehr ein. Warum? Ich wusste genau: Es ist alles in Ordnung. Darauf konnte ich mich verlassen. Ich hatte herausgefunden, dass es keinen Grund zum Fürchten und Gruseln gab und mich in Sicherheit befand! So dankbar war und voller Freude war ich! Ruhig schaute ich diesen tanzenden Schatten interessiert zu.
Dann war ich bereit den Zauber der Nacht an meinem offenen Fenster zu erleben und wurde eins mit der funkelnden Nacht.
Erfüllt vom Funkeln der Nacht, flößt mir später in meinem Bett der laute Ruf der Eule keine Angst mehr ein. Die Geisterstunde, war keine Geisterstunde mehr. Der Spuk der Nacht war vorbei und ich schließlich schlief ich mühelos tief und fest ein.

Mein Schatz: „Mach das Licht an!“ Wurde seit dieser Erfahrung mein ständiger Begleiter. Das „Licht anmachen“ bedeutet für mich: „Du kannst eine Situation nicht ändern“, die Schatten der Nacht jagten durch mein Zimmer, je nachdem ob das Licht an oder aus war, nahm ich sie mit meinen Sinnen wahr. Das „Licht“ veränderte das, was ich über die Schatten der Nacht dachte, meine Erwartungen. Die Schatten der Nacht wurden von einer Bedrohung zu einem interessanten Schattenspiel. Meine neue Sichtweise führte dazu, dass ich offen für Neues, für den Zauber der Nacht war, dass der weitere Ruf der Eule meine Neugier weckte und ich wunderbar einschlief. Dabei erfüllte ich ganz mühelos das Versprechen, das ich Ma gegeben hatte, im neuen Haus allein einzuschlafen!

Sicher kennst auch Du solche Situationen. Vielleicht magst Du das Licht anmachen und danach schauen?
Du bist herzlich eingeladen meinen Schatz „Mach das Licht an!“, oder auch Transparenz zu schaffen, bewusst auszuprobieren. Wer weiß, vielleicht wird mein dritter Schatz auch zu Deinem. Viel Freude beim Forschen, Ausprobieren und Entdecken.

Herzliche Grüße
Das Mädchen mit den Zauberhänden